Eine gerissene Oberleitung sorgte für einen liegen gebliebenen Zug auf der Bahnstrecke zwischen Lindhorst und Haste, rund 110 Passagiere saßen auf freier Strecke fest, es folgte ein Großeinsatz von Einsatzkräften der Feuerwehr, des Rettungsdienstes, des Deutschen Roten Kreuzes und der Örtlichen Einsatzleitung des Landkreises Schaumburg.
Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste - es handelte sich um eine streng geheim gehaltene Alarmübung.
Um 00:04 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag (13.10.2024) wurden Einsatzkräfte der Feuerwehren Beckedorf, Heuerßen, Lindhorst und Lüdersfeld/Vornhagen mit der Bahnerdungsgruppe der Samtgemeinde zu einem Bahnunfall mit einem Oberleitungsschaden auf die Bahnstrecke Hannover-Minden alarmiert.
Da es sich bei dem betroffenen Zug um einen Regionalexpress handelte, wurde zeitgleich für den Rettungsdienst ein Massenanfall von Verletzten (ManV) ausgelöst, sodass mehrere Rettungswagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug sowie die Örtliche Einsatzleitung des Landkreises alarmiert wurden.
Was nach einem Ernstfall klingt, war in Wirklichkeit eine gut ausgearbeitete und vorbereitete Übung, der sich die Einsatzkräfte stellen mussten.
Eine erste Lageerkundung durch den Einsatzleiter Benjamin Heine ergab, dass die Oberleitung der Bahnstrecke auf den Zug gefallen war, ein Herantreten an den Zug, um die Passagiere in Sicherheit zu bringen, war daher nicht gefahrlos möglich.
Wenige Minuten nach der Alarmierung trafen die Kräfte der Feuerwehr Beckedorf und der Bahnerdungsgruppe der Samtgemeindefeuerwehr an der Einsatzstelle ein und begannen damit, die defekte Oberleitung zu erden und damit sicherzustellen, dass kein Strom mehr fließt. Aufgrund der umfangreichen erforderlichen Maßnahmen, alarmierte der Einsatzleiter über den ebenfalls alarmierten Einsatzleitwagen der Feuerwehr Lindhorst, sämtliche Feuerwehren der Samtgemeinde Lindhorst nach, um ausreichend Einsatzkräfte zur Verfügung zu haben.
Als Fachberater stand der Einsatzleitung permanent ein Notfallmanager der Deutschen Bahn zur Verfügung.
Parallel bereitete sich der Rettungsdienst auf die Evakuierung des Zuges und eine mögliche größere Anzahl von Verletzten vor. Die Örtliche Einsatzleitung des Landkreises, bestehend aus einem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst und einem Leitenden Notarzt, übernahmen die Koordinierung der Maßnahmen des Rettungsdienstes, dies geschah in enger Absprache mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr.
Als Führungsunterstützung war für die Örtliche Einsatzleitung ein Einsatzleitwagen des DRK Kreisverbandes Schaumburg im Einsatz. Die Notfall- und Rettungssanitäter der Rettungswagen richteten eine Patientenablage ein, um Verletzte versorgen zu können.
Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten den Weg zum Zug Freischneiden und eine Rettungsplattform aufbauen, um einen Zugang zum Zug zu errichten. Der Leitende Notarzt und Organisatorische Leiter betraten gemeinsam mit einer Rettungswagenbesatzung den Zug, um eine Sichtung vorzunehmen. Hier wurden die Verletzten ausfindig gemacht und anschließend mit Hilfe der Feuerwehr zur Patientenablage gebracht. Nach einer Versorgung durch den Notarzt, wurden sie mit Rettungswagen abtransportiert.
Nach der Sichtung konnten die 110 Passagiere mit Hilfe der Feuerwehr aus dem Zug evakuiert werden, dafür leuchteten die Einsatzkräfte den Weg von der Ausstiegsöffnung bis zum Sammelpunkt großflächig aus.
Da sich die Einsatzstelle fernab von befestigten Straßen befand, richteten die Einsatzkräfte der Feuerwehr mit Hilfe von Mannschaftstransportwagen einen Transfer ein, der die Passagiere zu einem Übergabepunkt brachte. Von diesem wurden sie mit Hilfe eines Busses der Lebenshilfe Rinteln zum Feuerwehrhaus Lindhorst transportiert. Die Werkfeuerwehr der Lebenshilfe Rinteln bildet als Logistikeinheit Feuerwehr eine Transporteinheit, auf die im Rahmen der MANV-Alarmierung zurückgegriffen werden kann. Frühzeitig entschieden sich der Einsatzleiter der Feuerwehr und die Örtliche Einsatzleitung, diese Einheit zu alarmieren.
Ebenso wurde der Einsatzzug des DRK Kreisverbandes Schaumburg hinzugezogen, um im Feuerwehrhaus Lindhorst eine Betreuungsstelle zu errichten, an der die Passagiere betreut und versorgt wurden. Hier wurden Getränke und ein Snack bereitgehalten.
Nach rund 3,5 Stunden war die Übung für die Einsatzkräfte beendet.
Während der Übung wurden die einzelnen Schritte durch Übungsbeobachter aufgenommen und werden im Nachgang ausgewertet, um Erkenntnisse für ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu gewinnen.
Für alle Beteiligten bot dieses Szenario einen besonderen Lerneffekt, denn derartige Einsätze können die Einsatzkräfte jederzeit in der Realität fordern. Besonders die realistische Lage und die Örtlichkeit auf der Bahnstrecke sorgte für viele neue Erkenntnisse bei den Teilnehmern.
Im Einsatz waren folgende Feuerwehren und Organisationen:
- Feuerwehr Beckedorf
- Feuerwehr Heuerßen
- Feuerwehr Lindhorst
- Feuerwehr Lüdersfeld/Vornhagen
- Werkfeuerwehr Lebenshilfe Rinteln e.V. als Logistikeinheit Feuerwehr - Transport, mit sechs Einsatzkräften und drei Fahrzeugen
- Kreisfeuerwehr Schaumburg - Team Presse mit drei Mitgliedern
- DRK Rettungsdienst Schaumburg mit zehn Mitarbeitern (drei Rettungswagen, einem Notarzteinsatzfahrzeug und einem Notfallkrankenwagen)
- DRK Kreisverband Schaumburg mit rund 30 Helfern und mehreren Fahrzeugen
- Örtliche Einsatzleitung Landkreis Schaumburg mit drei Organisatorischen Leitern Rettungsdienst und drei Leitenden Notärzten
Außerdem
rund 110 Darsteller, die an der Übung als Passagiere mitwirkten sowie
zahlreiche Übungsbeobachter und
Fotografen und Medienvertreter
Notfallmanager der Deutschen Bahn
Mitarbeiter der WestfalenBahn
Zudem das Planungsteam, das diese große Übung vorbereitete und auf die Beine stellte.
Vielen Dank allen Mitwirkenden!
Presseartikel mit Video:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Vorher-streng-geheim-Einsatzkraefte-proben-Evakuierung-eines-Zuges,evakuierung316.html
https://www.sn-online.de/lokales/schaumburg/zugunglueck-in-schaumburg-rettungseinheiten-mit-naechtlicher-grossuebung-SMLHDMDNBZHILHREW22XMNIGXI.html
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Bilder: Kreisfeuerwehr Schaumburg - Team Presse