Mehrere Verletzte nach einem Reizgasangriff auf eine Schulveranstaltung. So lautete das Szenario einer groß angelegten Übung, die am Freitagabend (27.09.2019) in Lindhorst stattfand. 140 Einsatzkräfte mehrerer Organisationen arbeiteten Hand in Hand, um diese Lage zu bewältigen und das Konzept des Landkreises Schaumburg für Großschadensereignisse zu üben.
Um 19 Uhr ging die Einsatzmeldung ,,Unklare Rauchentwicklung nach Verpuffung" für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Lindhorst, zwei Rettungswagen (RTW) sowie ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) des DRK Rettungsdienst Schaumburg ein. Umgehend machten sie sich auf dem Weg zum Gelände der Magister-Nothold-Schule in Lindhorst.
Vor Ort erwartete die Einsatzkräfte eine unübersichtliche Lage: Mehrere verletzte bzw. betroffene Personen, überwiegend Kinder, in dem Gebäude, teilweise augenscheinlich schwer verletzt. Auch der Täter befand sich noch am Einsatzort.
Einsatzleiter Dennis Pörtge verschaffte sich schnell einen Überblick. Nach Rücksprache mit der Polizei, die sicherstellte, dass die Einsatzkräfte sicher arbeiten können, ließ er zügig die Rettung der Verletzten aus dem Inneren des Gebäudes durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr Lindhorst einleiten.
Währenddessen ließen die Kräfte des Rettungsdienstes durch die Leitstelle weitere Kräfte nachalarmieren, um die große Anzahl an Patienten versorgen zu können. Die Rettungsleitstelle löste daher einen Massenanfall von Verletzten (ManV) aus, wodurch zusätzliche Kräfte weiterer Organisationen alarmiert wurden. Zudem richteten die zuerst eintreffenden RTW eine Patientenablage ein.
Nach der Rettung durch die Feuerwehr, wurden die Patienten durch den Rettungsdienst gesichtet, hierzu werden sie auf der Patientenablage abgelegt und durch den Notarzt, soweit möglich, erstversorgt.
Um die vom Angreifer ausgehende Gefahr für Patienten und Einsatzkräfte zu beheben, wurde durch die Besatzung eines Streifenwagens der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, der Täter gestellt und festgenommen.
Vom Bereitstellungsplatz am Freibad rückten so, zeitlich versetzt, weitere Komponenten ab.
Als nächstes erreichte die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL), bestehend aus einem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (OrgL) und einem Leitenden Notarzt (LNA) die Einsatzstelle. Die Aufgabe dieser Komponente ist die Organisation der Einsatzstelle aus rettungsdienstlicher Sicht. Zur Unterstützung der ÖEL wird zudem ein Einsatzleitwagen des DRK Kreisverband Schaumburg eingesetzt.
Zusätzlich wird ab einer bestimmten Patientenzahl die Logistikeinheit Feuerwehr-Patientenablage alarmiert. Diese ist eine Komponente der Kreisfeuerwehr Schaumburg, die durch die Feuerwehren Rodenberg und Pohle gebildet wird. Auf Weisung des OrgL errichteten die Einsatzkräfte vor Ort eine Patientenablage mit Hilfe von zwei Zelten.
Da eine größere Menge der Kinder, die sich zum Zeitpunkt des Angriffes im Gebäude befand, nicht verletzt war, wurde die Komponente Logistikeinheit Feuerwehr-Transport der Werkfeuerwehr der Lebenshilfe Rinteln eingesetzt. Diese rückte mit einem Bus an, um nicht oder leicht verletzte Personen von der Einsatzstelle abtransportieren zu können.
Zwischenzeitlich rückten zusätzliche RTW, Krankentransportwagen (KTW) und Gerätewagen (GW) des DRK Rettungsdienst Schaumburg und des DRK Kreisverband Schaumburg an. Außerdem erreichte ein Notfallseelsorger die Einsatzstelle.
Mit Hilfe der Gerätewagen wurden die errichteten Zelte mit Sanitätsmaterial ausgestattet und so für die Patientenversorgung vorbereitet. Ein weiterer Notarzt unterstützte hier bei der Versorgung der Verletzten. Nach Herstellung der Transportfähigkeit, wurden die Patienten mit RTW oder KTW in das fiktive Krankenhaus Lindhorst, das Feuerwehrhaus, abtransportiert.
Die Kreisfeuerwehr Schaumburg war zusätzlich mit einer Drohne vor Ort, um sich auch aus der Luft einen Überblick über die Einsatzstelle verschaffen zu können.
Einige Vertreter vom Landkreis Schaumburg, der Kreisfeuerwehr Schaumburg und der vertretenden Hilfsorganisationen waren ebenfalls vor Ort, um sich ein Bild von der Leistung der Einsatzkräfte machen zu können.
Insgesamt wurden 31 Patienten, davon 27 Kinder, versorgt, die im Vorfeld auf die Situation vorbereitet, mit Einsatzkräften der einzelnen Organisationen vertraut gemacht mit beeindruckend echt wirkenden Wunden geschminkt wurden.
In einer kurzen Nachbesprechung zeigten sich die Übungsleiter Thomas Reiter und Andreas Esse mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. Alle Anwesenden haben fachdienstübergreifend vorbildlich zusammengearbeitet und die Lage professionell abgearbeitet. Es war das erste Mal, dass das aktuelle Konzept zur Bewältigung von Großschadensereignissen in der Art und Weise geprobt wurde. Ihren Dank richteten sie an die Darsteller sowie allen beteiligten Einsatzkräften.
Im Anschluss an die Übung wurde im Feuerwehrhaus der Feuerwehr Lindhorst ein Imbiss gereicht.
Folgende Einheiten waren vor Ort:
Feuerwehr Lindhorst (4 Fahrzeuge)
Örtliche Einsatzleitung Landkreis Schaumburg (3 OrgL, 2 LNA, 1 Führungsassistent)
Feuerwehren Rodenberg und Pohle (5 Fahrzeuge; als Logistikeinheit Feuerwehr-Patientenablage)
Werkfeuerwehr der Lebenshilfe (3 Fahrzeuge; als Logistikeinheit Feuerwehr-Transport)
DRK Rettungsdienst Schaumburg (3 RTW, 1 NEF, 1 GW-San; alle RTW und der GW-San wurden durch Auszubildende besetzt)
DRK Kreisverband Schaumburg (1 ELW, 2 RTW, 1 KTW, 1 GW-Technik)
Notfallseelsorger
Kreisfeuerwehr Schaumburg (Team Presse, Drohne)
Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg (1 Streifenwagen)